„Beziehungen sind alles“, berichtet BILD-Frankfurt am 20.12.1975.
„Das Vorspiel zum Länderspiel Türkei gegen Deutschland bestreitet ein
A-Klasse-Verein aus Frankfurt: Concordia Eschersheim.
Wie die Jungs nach Istanbul kommen? Ganz einfach, sie haben einen türkischen Trainer.“
Und der heißt Metin Cangör. Als ehemaliger türkischer Jugendnationalspieler vereinbarte er mit dem türkischen Fußball-Verband, dass die Concordia im Inonü Stadion von Istanbul gegen Tekel Istanbul aus der obersten türkischen Amateurliga das Auftaktspiel vor dem Ländermatch gegen den amtierenden Weltmeister am Samstag, dem 20. Dezember 1975, austragen dürfe.
Und so stiegen am Freitag, 19. Dezember 1975, 31 Personen der Concordia in den Flieger gen Bosporus. Doch dunkle Wolken und prasselnder Regen im Landeanflug auf die türkische Metropole machten dem Privatspiel einen Strich durch die Rechnung. Der Rasen im Inonü Stadion glich einem Moorbad und musste für das Länderspiel geschont werden. Die Begegnung mit Tekel Istanbul wurde auf Sonntag, 21. Dezember, in Maltepe, einen Stadtteil auf Istanbuls asiatischer Seite, verlegt.
Zunächst erlebte der Concordia-Tross aber den starken 5:0-Sieg der Nationalspieler um Franz Beckenbauer, obgleich die Gastgeber frenetisch von ihrem Publikum angefeuert wurden. Wir machten uns mit lauten „Holz“ –Rufen bei unserem Eintracht-Nationalspieler Bernd Hölzenbein bemerkbar.
Tags darauf hatten wir mit Tekel, dem Verein mit vorwiegend Arbeitern des staatlichen Branntwein- und Tabakwarenmonopols, einen übermächtigen Gegner. Trotz der kurzfristigen Spielverlegung war die Stehtribüne voller Zuschauer ein Meer von Regenschirmen. Der Platz war tief, aufgewühlt, durchfurcht mit Pfützen und Kräfte raubend. Wir kamen mit einer 1:4- Niederlage ehrenvoll davon. Die Duschen wurden bald kalt und kälter. Die Gastgeber bewirteten die Concordia-Entourage beim Bankett unter Petroleumlicht wegen abendlicher Stromsperre sehr zuvorkommend und wurden zum Gegenbesuch eingeladen.
Bevor das Flugzeug am 24. Dezember zum Rückflug nach Frankfurt startete, gab es für uns noch viel an Kunst, Kultur und Zeitgeschichte in Istanbul zu erleben. Eine unvergessliche Reise zur Weihnachtszeit.
Zum Gegenbesuch kam Tekel Istanbul im Sommer darauf nach Frankfurt. Im Turnier auf dem Rosegger-Hartplatz „revanchierte“ sich unsere Mannschaft mit einem Sieg. Hoch ging es dann im „Krock“ her. Und der türkische Busfahrer hatte auf dem Parkplatz an der Tankstelle einige Mühe seine Fahrgäste zum Einsteigen für die lange Rückreise zusammen zu bringen.
23.12.2020