KOL SG Westend – Concordia Eschersheim (1:3) 3:3


31. August 2025 (MCG) – Es heißt, dass Johannes Brahms mit einem Freund am
Strand spazieren ging, der sich beklagte, alle gute Musik der Welt sei schon
geschrieben worden. „Oh schau“, soll Brahms da gesagt haben. „Da kommt die letzte
Welle“, schrieb rund 100 Jahre später Terry Pratchett – und hieb in die gleiche
Kerbe. Phantasie, das lehrten uns beide, ist eine Gabe und wer sie einzusetzen
vermag, mag vielleicht sogar die Welt verändern.

Trainer Roland Stipp benötigte jedenfalls eine Menge Phantasie, um mit seinen
verbliebenen 13 Spielern nach dem donnerstäglichen Pokalfight gegen die SG
Seckbach jede benötigte Position gegen die SG Westend zu besetzen. Lediglich
21,6 Jahre betrug das Durchschnittsalter unserer Startelf noch, hatte Sportdirektor
Walter Dorn errechnet und so fanden sich beispielsweise die Stürmer Jan Vossen
und Abi Yemane im defensiven Mittelfeld wieder. Den Ball fand Torhüter Nick
Gutschmidt bereits nach zwei Minuten wieder: nämlich hinter sich im Tor. Die
Entstehung des Gegentreffers findet man im Netz unter: „Fehlerkette, die…“. Der
zeitig vorhersehbare „lange Ball“ wurde nicht durch ein Absinken entschärft, rechts
hinten fanden zwei Concorden nicht in den Zweikampf, in der Mitte verpassten wir
den Ball und das Gestochere um denselben ging auch noch verloren – es hieß 0:1.

Kein Auftakt nach Maß auf jeden Fall, doch mit zunehmender Spieldauer gewöhnten
sich unsere Jungs an den Platz, dessen Weitläufigkeit und schiere Größe immer
wieder beeindruckend ist. Unter dem Geschnatter einiger empörter Nilgänse, deren
Lieblingsplatz scheinbar von 23 Verrückten okkupiert wurde, dauerte es bis zur 20.
Minute, ehe Abi zunächst energisch den Ball im Zweikampf eroberte und dann einen
wunderschönen Steilpass auf Elias Zimmermann „durchsteckte“, woraufhin dieser
den Ball kaltschnäuzig in die lange Ecke schob. Jetzt war die Concordia im Spiel,
Ramazan Aytekin passte stark in den Lauf von Elias und es stand auf einmal 2:1 für
uns (31.). Einen Hattrick schnürte Elias schließlich kurz vor der Pause, als er einen
schnell ausgeführten Einwurf technisch einwandfrei verarbeitete und den schlecht
postierten Torhüter der Sportgemeinschaft mit einem kunstvollen Schuss ins lange
Eck düpierte (44.).

Während Coach Stipp seine Jungs ins Sauerstoffzelt schickte, erklärte unser
englischer Lieblingsautor Terry Pratchett, wie er sich einen Sieg vorstellen könnte:
„Wenn du auf dich selbst vertraust und an deine Träume glaubst und deinem Stern
folgst, wirst du immer noch von Leuten geschlagen, die ihre Zeit damit verbracht
haben, hart zu arbeiten und Dinge zu lernen und nicht so faul waren.“

Damit hat er natürlich völlig Recht. Auf dem Platz zeigte sich in der Folge leider eine
energische und deutlich stärkere Westend-Elf. Zunächst hätte Tom Breidenstein
nach einem 50 Meter Sprint noch auf 4:1 stellen können, doch der riesige Platz, das
Pokalspiel am Donnerstag und lediglich zwei Auswechselspieler kosteten Tribut:
Dem 2:3 in der 68. Minute schien noch eine deutliche Abseitsposition
vorausgegangen zu sein, beim 3:3 in der 72. Minute patzten jedoch gleich drei
Concorden in Folge. Jetzt brandete eine Angriffswelle nach der anderen in unseren
Strafraum, doch irgendwann eben auch tatsächlich die letzte: Wir hatten es
überstanden, mit allem gefightet, was das grünweiße Herz zu bieten hatte und einen
Punkt gewonnen. In der Nachspielzeit hatte sich sogar noch die Chance zum
Siegtreffer geboten, doch wir brachten den Ball aus fünf Metern nicht im Tor unter.

„Unser Denken hat sich entwickelt, um sehr spezifische Aufgaben zu lösen, wie
einen Partner auszuwählen, einen Bären mir einem spitzen Stock zu töten und eine
Mahlzeit zu kriegen ohne eine zu werden“, sagt wieder Terry Pratchett, während ich
mir ein Bier aus dem Keller hole.

Der Mensch stolpert, das Spiel geht weiter.